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50 Jahre Sudetendeutsche Landsmannschaft Grafenwöhr

40-Jahrfeier der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Ortsgruppe Grafenwöhr im Jahre 1992. 1. Reihe sitzend v.l.n.r.: Pauline Amschler, Gerda Streber, Maria Siegert, Marianne Wage, Maria Wagner, Edith Spahn und Margit Wenzel. 2. Reihe stehend v.l.n.r.: Obmann Hans Sollner, Anna Tauber, Luise Morgenstern, Berta Kraus, Hilde Stabla, Maria Kiefl, Erna Striegl, Juliane Wenig, Franz Faßmann, Maria Grausam, Maria Heger, Kreisobmann Walter Pleyer, Eschenbach. 3. Reihe stehend v.l.n.r.: Hugo Bog, Josef Pickl, Walter Beyer, 1. Bürgermeister Helmuth Wächter, Rudolf Tauber, Erich Wenzel und Josef Michl

Nach der unmenschlichen Vertreibung aus ihrer angestammten Heimat haben viele Heimatvertriebene auch in Grafenwöhr eine neue Heimat gefunden. In den Jahren 1945 bis 1947 verschlug es ca. 1.200 Landsleute nach Grafenwöhr, von denen viele hier ihre neue Heimat fanden. Waren die ersten Tage, Wochen und Monate geprägt von der Suche nach einer geeigneten Unterkunft, nach Arbeit, nach Angehörigen, Verwandten und Freunden stand bald die Eingliederung in die Gesellschaft im Mittelpunkt. Ein Zusammenschluß der Vertriebenen auf politischer oder vereinsmäßiger Grundlage war erst möglich, als im Jahre 1948 das Vereinsgesetz wieder in Kraft trat. Die Bildung der Sudetendeutschen Landsmannschaff sollte nach dem Verlust der Heimat der Boden sein, auf dem sich ihre Landsleute zusammenfinden können um Kraft zu schöpfen für die vielfältigen Aufgaben, denen sich in der Nachkriegszeit jeder einzelne zu stellen hatte. Dies führte auch im Jahr 1951 zur Gründung der Ortsgruppe Grafenwöhr, die den Aufzeichnungen Erich Wenzels zufolge in der Gaststätte ,,Hennerloch“ stattfand. Zum 1. Obmann wurde Josef Zankl gewählt. Von 1953 bis 1954 leitete Willi Schlögl die SL Grafenwöhr. In diesen Jahren erfreut sich die Ortsgruppe eines beständigen Zulaufs und im Jahr 1953 findet sich ein Vermerk über die Gründung einer Jugendgruppe.

1954 - ein entscheidendes Jahr in der Geschichte der SL
Im Jahr 1954 wird Ernst Wörfel zum 1. Obmann gewählt; sein Stellvertreter ist Albin Franek.. Der Mitgliederstand beträgt 147. Zum Tag der Heimat wurde ein Gedenkstein für die Toten der Heimatvertriebenen in einer kleinen Grünanlage vor dem Friedhof feierlich eingeweiht. Die Feier wurde gemeinsam mit der schlesischen Landsmannschaft durchgeführt, eine Zusammenarbeit, die sich bis heute bewährt hat. Knapp ein Jahr später, 1955 wird eine Fahne für den Ortsverband beschafft und geweiht. Von Anfang an verbindet die Sudetendeutsche Landsmannschaft eine gutnachbarliche Beziehung zur Schlesischen Landsmannschaft und deren Obmann Kurt Neumann wird zum Ehrenmitglied der SL Grafenwöhr ernannt. Im Laufe der Jahre entsteht aus dem anfänglichen ,,Zweckbündnis“ eine tiefgreifende freundschaftliche Partnerschaft, die in zahlreichen gemeinsamen Veranstaltungen dokumentiert wird. Gemeinsame Muttertagsfeiern, der Ball der Heimatvertriebenen, der Tag der Heimat sind nur einige Beispiele der jahrzehntelangen guten Zusammenarbeit.

Im Jahr 1958 wird die ,,Siebentagesfahrt“ - ein längerer Vereinsausflug - eingeführt, der sehr guten Anklang findet. 1960 löst Josef Zankl Ernst Wörfel als 1. Obmann ab; Wörfel wird 2. Obmann. Bereits 1962 wird Ernst Wörfel erneut zum 1. Obmann gewählt und behält diesen Posten bis zu seinem Tod im Jahr 1988. Im Jahr 1965 wird eine neue Fahne für die Ortsgruppe angeschafft und geweiht. In dieser Zeit wurde auch mit 222 Mitgliedern der absolute Höchststand erreicht. Am 7. November 1971 begeht die Landsmannschaft das zwanzigjährige Jubiläum mit einer Festveranstaltung im Haus der Jugend. Das 25jährige Jubiläum wird mit einem Festakt in der Aula der Grundschule im November 1976 würdig gefeiert. Die Gründungsmitglieder werden mit der goldenen Ehrennadel und je einem Erinnerungsteller ausgezeichnet. Im Jahr 1983 wird die 25. ,,Siebentagesfahrt“ der Sudetendeutschen Landsmannschaft durchgeführt. Die Vorstandschaft stiftet - ebenfalls im Jahr 1983 - die zweite Trachtengruppe für das Heimatmuseum. Es handelt sich um eine Böhmerwäldler Tracht.

1988 verstirbt Obmann Ernst Wörfel, der für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Wirken mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden war. Sein Vermächtnis an die Nachwelt war eine Spende von 10.000 DM an den Heimatverein Grafenwöhr als Träger des Museums mit der Maßgabe, dort eine sudetendeutsche Stube einzurichten.

1989: Hans Sollner wird zum 1. Obmann gewählt; sein Stellvertreter ist Josef Michl. Am 01. April 1990 erfolgt die 40-Jahrfeier der Landsmannschaft im Rahmen der Jahreshauptversammlung im Haus der Jugend, in deren Verlauf alle Gründungsmitglieder sowie die langjährigen Mitglieder geehrt werden. Kreisobmann Walter Pleyer überreicht die Urkunden an die Jubilare. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft Grafenwöhr blickt zum 50jährigen Jubiläum mit Wehmut auf die stürmischen und erfolgreichen Anfangsjahre zurück. Mit steigendem Wohlstand und dem damit verbundenen Freizeit- und Urlaubsangebot sowie durch die anhaltende Globalisierung und das ,,Zusammenwachsen der Welt“ - Entfernungen, die zu Gründungszeiten noch unmöglich zu überbrücken schienen werden heute in wenigen Stunden bewältigt - sank das Interesse am Schicksal der Heimatvertriebenen kontinuierlich ab.

Lediglich in Sonntagsreden der Politiker wird zu Wahlzeiten auf unser Schicksal aufmerksam gemacht. Ist unsere Zeit nach 50 Jahren vorbei? Warum werden wir immer wieder mit ,,Ewiggestrigen“ und ,,Revanchisten“ in einen Topf geworfen? Sind unsere Mahnungen nicht zu vergessen zu unbequem? Haben wir uns selbstüberlebt?

Solche und ähnliche Fragen quälen die Vorstandschaft im Jubiläumsjahr, denn unser Auftrag ist noch immer nicht erfüllt. Nach 50 Jahren eigentlich eine Schande! Aber nicht eine Schande für uns, sondern für die, welche die politische Verantwortung in unserer Republik tragen. Solange die Benesch-Dekrete nicht durch die Völkergemeinschaft als Unrecht gebrandmarkt werden, solange sich die tschechische Regierung hierfür nicht entschuldigt, solange ist die Aufgabe der Heimatvertriebenen nicht erfüllt. Die jüngsten Ausfälle des tschechischen Ministerpräsidenten Milos Zeman sollten es eigentlich allen sogenannten ,,mündigen Bürgern“ vor Augen geführt haben, wie man leider heute noch - 57 Jahre nach Kriegsende und 55 Jahre nach Abschluß der Vertreibung - in Tschechien über die Sudetendeutschen denkt. Wenn die deutsche Bundesregierung - gleich welcher Couleur - nicht in der Lage ist, hierauf eine passende Antwort zu finden und nach wie vor den uneingeschränkten und schleunigen Beitritt Tschechiens zur EU betreibt, dann kann man hieraus den Stellenwert der ohnehin immer weniger werdenden Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, deutlich ablesen.

Grafenwöhr im Februar 2002

Einladung

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft, Ortsgruppe Grafenwöhr lädt zur 50 Jahrfeier am Sonntag, den 17. März 2002 um 14.00 Uhr in das Hotel zur Post alle Mitglieder, Freunde und Gönner recht herzlich ein. Wir würden uns freuen, Sie begrüßen zu dürfen.

Programm:
1. Musikstück Orchester Erhart
2. Begrüßung: 1. Obmann Hans Sollner
3. Totengedenken
4. Rückblick auf 50 Jahre SL Ortsgruppe Grafenwöhr
5. Musikstück Orchester Erhart
6. Festansprache des Kreisobmanns Her- mann Walter
7. Ehrungen langjähriger Mitglieder
8. Musikstück Orchester Erhart
9. Grußworte der Ehrengäste
10. Gemeinsame Kaffeetafel mit musikali- scher Umrahmung
11. Heimatlieder mit Orchester Erhart
12. Gemütliches Beisammensein
Schlusswort des 1. Obmannes

Kaffee und Kuchen werden kostenlos gereicht!

Die Vorstandschaft
Hans Sollner, 1. Obmann